Mit Kamera und Notizblock in der Tasche geht's zum Interview mit Steff la Cheffe in Bern. Zur mentalen Unterstützung begleitet mich meine Freundin Samira, die später ein Foto knipsen soll. Nach der Zugfahrt sitzen wir gemeinsam auf einer Couch auf einem Podest im Büro einer Künstleragentur, blättern in einem Kunstmagazin und warten auf Steff la Cheffe. Nach 15 Minuten Wartezeit steht sie vor uns, in Turnschuhen, Jeans, einem gestreiften T-Shirt, zusammengebundenem Haar und grossen Ohrringen. Genau wie man Sie von Fotos kennt: Gross, schlank, hübsch, schlicht. Sie begrüsst uns, ich stelle uns vor, wir quatschen, ich stelle Fragen, sie antwortet gekonnt, wir lachen... Was dabei herauskam, auch zum Thema Rauchen, kannst du hier lesen!
Wie alt fühlst du dich? Etwa so alt wie ich bin. Auch wenn man mich oft jünger schätzt.
Welchen Charakterzug magst du am besten? Mut.
Wie entspannst du dich? Mit einem heissen Bad und Tee.
Wie bewegst du dich am liebsten fort? Zu Fuss.
Dein Lieblingskünstler? Mehrere. Im Moment gefällt mir Erykah Badu sehr gut.
Welches deiner Songs performst du am liebsten? Annabelle!
Es ist Fesitval-Saison. Wie fühlst du dich?
Festivals sind cool! Bei unserer Arbeit auf der Bühne ist bei jedem Auftritt viel Vergnügen im Spiel.
Aber besonders an Festivals kommt dann gute Stimmung auf. Die Sonne scheint, die Leute haben
Ferien. Diese Stimmung gefällt mir sehr. In einem Club bist du auf dich gestellt, da du der einzige
Act bist. Aber an einem Festival ist man entspannter, da man nicht die einzige Band ist, die auf der Bühne performt.
Wie beschreibst du deine Musik?
Es war von Anfang an klar, dass Hip Hop die Basis meiner Musik sein wird. Wir haben aber
absichtlich Musikstile einfliessen lassen, die mir gefallen und mich inspirieren. Von Soul, über
Reggae bis zu elektronischen Elementen. Aber hauptsächlich schon Elemente aus Blackmusic-
Stilen wie zum Beispiel Reggae.
Du hast eine grosse Klappe, bist frech, hast eine eigene Meinung – das hören wir ganz klar aus deinen Texten raus. Gibt es aber einen Charakterzug von dir, der in deiner Musik untergeht?
Gute Frage. Ich habe das Gefühl dass meine Lieder ein breites Spektrum abdecken: manchmal
kommt meine grosse Klappe zum Vorschein, dann wieder meine feine verletzliche Seite die sehr
persönlich ist, wie zum Beispiel in „Besser wenni gah“ oder „Wo bisch?“. Auch meine verspielte
Seite, die leichtfüssig und unterhaltend ist zeigt sich hin und wieder. Und dann ist da noch meine
nachdenkliche sozialkritische Seite – Also ich finde, dass meine Songs meine Persönlichkeit gut
abdecken, da ist nichts zu kurz gekommen. Vielleicht sind meine negativen Seiten etwas
untergegangen, aber es wäre seltsam in dieser Hinsicht exhibitionistisch zu sein.
Ich hatte aber das Gefühl, dass du zum Beispiel in „Im Momänt“ einen enormen Drang nach
Freiheit und eine Angst vor einer festen Beziehung ausdrückst, was nicht unbedingt positiv sein muss. Ist das falsch interpretiert?
Ich sehe es nicht als negativ. Ich schätze es sehr, wenn ich einen Freund habe der zuhause auf mich wartet und für mich da ist, wie es seit einem Jahr der Fall ist. Aber es ist für mich nicht notwendig. Ich geniesse meine Freiheit sehr! Mein Job ist ja auch etwas, wo ich keine festen Arbeitszeiten und kein festes Einkommen habe. Manche brauchen das. Ich kann mich aber anpassen und es geniessen, auch wenn ich sehr flexibel sein muss.
Dein Markenzeichen ist dein schlichtes Dasein: Jeans, Turnschuhe, zusammengebundenes Haar, wenig Make-Up. Schminkst du dich nicht gerne?
Doch schon, aber nicht für den Alltag. Ich finde es schön wenn man sich schminkt ohne dass das
Make-Up sofort auffällt. Ich finde es nicht schön wenn eine Frau so viel Make-Up im Gesicht hat,
dass es sofort auffällt. Aber um auszugehen oder für einen Auftritt mache ich mich gerne zurecht.
Das ist das Thema von „Annabelle“. Frauen lassen sich von Magazinen sagen, was sie tragen sollen, statt auf sich selbst zu hören. Ich habe zwei Jahre an einem Kiosk gearbeitet. Frauen kommen um sich Zeitschriften zu kaufen wo drin steht „Kauf das!, Kauf das!, Das ist voll im Trend!“ Das sind einfach Dinge, die mich nicht interessieren. Trotzdem gebe ich mir mühe und mache mich gerne für spezielle Anlässe zurecht. Aber es muss nicht jeden Tag sein.
Gab es trotzdem Momente in denen man dich zur „Annabelle“ machen wollte?
Ja, zum Beispiel wenn du zur Verleihung der Swiss Music Awards eingeladen bist wird von dir
verlangt im Abendkleid zu erscheinen. Natürlich hätte ich rebellieren können und in Jeans und
Turnschuhen kommen können. Aber ich habe mich darauf gefreut! Also bin ich im Kleid gegangen
und habe mich für den Event schminken und frisieren lassen. Ich mache mich also ab und zu gerne schön, aber im Alltag lasse ich mir die Freiheit mal geschminkt und mal ungeschminkt zu sein. Ich verstehe es wenn sich jemand gerne schön macht, aber ich finde es schade, wenn man zu sehr aufs Äussere fixiert ist.
Gute Meinung! Worauf können wir uns denn in Zukunft freuen?
Ich bin bis im September mit meiner Band unterwegs und gebe Konzerte. Danach werde ich mich
zurückziehen und an meinem nächsten Album arbeiten, das 2012 rauskommen soll. Damit gehen
wir nochmals auf Tournee. Das ist der Plan! Ich werde danach sehen wie sich meine Musikkarriere
weiterentwickelt... Vielleicht gehe ich studieren und mache etwas „anständiges“, vielleicht Gründe
ich irgendwann eine Familie, oder ich mache ewig Musik. Keine Ahnung! Das Ziel ist aber schon
weitermachen. Mein erstes Album „Bittersüessi Pille“ ist das Fundament, jetzt möchte ich noch ein Haus darauf bauen.
Hier findest du ein Interview von Steff la Cheffe bei Aeschbacher!
Du rauchst. Wie lange rauchst du schon?
Zu lange. Ich habe mit 15 angefangen.
Rauchst du viel?
Ja, was soll ich sagen? Kommt auf die Situation an. Normalerweise ein halbes Päckli am Tag, im
Ausgang mehr. Rauchen kann mich vom Stress beruhigen, aber meistens ist es für mich ein
Genussmittel. Ich bin aber keine Kettenraucherin, ich könnte niemals zwei Zigis nacheinander
rauchen. Das ist eklig!
Machen dir gewisse Nebenwirkungen sorgen?
Der husten ist mühsam. Und der belegte Hals, da ich ja meine Stimme viel brauche.
Nebenwirkungen auf die Haut etc. finde ich weniger schlimm. Man weiss es und wenn man raucht,
muss man das in Kauf nehmen! Wenn man sich darum Sorgen macht, sollte man sofort aufhören!
Hast du schon ans Aufhören gedacht?
Das ist schwierig, da es etwas mit meiner Entwicklung zu tun hat und somit ein Teil von mir ist. Ich denke aber, dass viele die rauchen eigentlich aufhören wollen, so wie ich. Aber im Moment kann ich es noch gut kontrollieren und da es ein Teil von mir ist wird es schwierig meine körperliche und psychische Abhängigkeit zu lösen. Natürlich spüre ich die Nebenwirkungen, aber es geht noch. Ich rauche im Moment gerne! Sobald ich schwanger werden würde oder die Nebenwirkungen schlimm werden, würde ich sofort aufhören!
Was fühlst du, wenn du eine junge Frau/ ein Mädchen siehst, das raucht?
Ich darf sie nicht verurteilen, da ich selbst sehr jung damit angefangen habe und immer noch
rauche! Ich kritisiere nie Dinge an Menschen, die ich selbst nicht besser mache. Das steht mir nicht zu. Wenn mich jemand um Rat fragt, gebe ich gerne Auskunft. Aber ich dränge niemandem
irgendwelche Ratschläge auf, wenn ich nicht gefragt werde. Ich würde auch niemandem raten
dasselbe zu tun wie ich. Jeder muss selbst seinen Weg finden! Helfen kannst du, aber nur wenn
jemand um Hilfe bittet.
Steff la Cheffe auf dem Floss in Basel im August 2011
Mehr Infos über Steff la Cheffe findest du auf www.stefflacheffe.ch!
Steff la Cheffe war am 15. August im Living Room bei Knackeboul von JOIZ zu besuch. Schau's dir jetzt gleich an!